LETZTE ÄNDERUNG am Dienstag 12. September 2023 12:58 durch BV LuiseNord
»Befensterung sportbaufachlich nicht zulässig«
Die neue Sporthalle in der Adalbertstraße ärgert die Nachbarschaft
Der Rohbau der neuen Grundschule in der Adalbertstraße wächst derzeit Woche für Woche ein Stückchen weiter in die Höhe. Und mit ihm das Entsetzen vieler Anwohner+innen der Adalbertstraße.
Denn am nördlichen Ende des Schulgrundstücks reckt sich zur Straße hin eine hohe und fensterlose Betonwand empor. Die Bäume vor ihr sind gefällt, so dass der Blick auf den künftig 19 Meter hohen Waschbeton-Wall durch kein Blättchen getrübt wird. Das war vor Baubeginn nirgendwo kommuniziert worden.
Auch auf dem Bauschild sieht man nur die Visualisierung des Schulhauptgebäudes mit seiner Fensterfront, die Sporthalle ist nirgendwo abgebildet, auch nicht im Internet.
»Eine Befensterung der Sporthallenstirnseiten ist sportbaufachlich nicht zulässig«, heißt es jetzt es in einem Antwortschreiben der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen auf einen Brief von Anwohner+innen.
Waschbeton statt Bäume
»Die grundstücksbegleitenden Straßenbäume im Gehwegbereich der Adalbertstraße mussten wegen der Bauarbeiten gefällt werden. Der Ersatz ist im Rahmen der Schulbauoffensive nach baulicher Fertigstellung und auch im Zusammenhang mit der Neugestaltung des Straßenraums durch das Bezirksamt vorgesehen.«
Die Sporthalle lag früher an der Melchiorstraße und wurde zusammen mit dem Plattenbau der alten Polytechnischen Oberschule abgerissen.
Der Neubau wird deutlich mehr Platz bieten (für 4 Züge statt wie vorher für 2,5). Er ist zudem als »Compartmentschule« ausgelegt und hat ein spezielles Raumprogramm für neue pädagogische Anforderungen.
Heute würde man wesentlich intensiver darüber diskutieren, ob ein Komplettabriss tatsächlich notwendig ist und ob man einen Neu- oder Anbau nicht aus nachwachsenden Rohstoffen wie Holz errichten sollte.
Abriss der alte Halle schon 2017 beschlossen
Aber als der Bezirk im Jahr 2017 die Grundsatzentscheidung zum Abriss traf, war die Debattenlage noch eine andere. Die Notwendigkeit, zusätzliche Kapazitäten an den Grundschulen zu schaffen, hat sich seitdem aber bestätigt.
Das erklärt allerdings nicht, warum nicht öffentlich über die Fassade des Neubaus informiert wurde. Die Senatsverwaltung verweist auf ihre Gespräche mit dem Bezirk:
»Die Maßnahme wird mit den Beteiligten seit Beginn ab Jahresende 2019 in regelmäßigen Partizipationsgesprächen mehrmals im Jahr mit dem Bezirksamt Mitte abgestimmt.«
Für die Partizipation, sprich: Beteiligung der unmittelbar betroffenen Anwohner+innen seien dagegen andere zuständig gewesen:
»Ein Informationsschreiben mit Lageplan zur Unterrichtung der Anwohnenden wurde im Juli 2021 zur Verfügung gestellt. Das mit der Betreuung der Maßnahmen im Sanierungsgebiet beauftragte Koordinationsbüro KoSP wurde regelmäßig zum Sachstand informiert. Entsprechend weist das Integrierte Stadtentwicklungskonzept 2021 bereits die beiden Baukörper in der jetzigen abgestimmten Lage auf dem Grundstück aus.«
Neue Fassade war nie sichtbar
Dieser Lageplan ist tatsächlich im angesprochenen ISEK aufgeführt (Download auf www.luisenstadt-mitte.de, Seite 245), allerdings geht aus ihm nur hervor, dass die Sporthalle auf dem nördlichen Grundstücksteil errichtet wird.
Wo die »Stirnseiten« der Sporthalle verlaufen und wie diese sportbaufachlich auszusehen haben, wird daraus nicht ersichtlich.
Auch dem Koordinationsbüro lagen bis vor kurzem noch keine näheren Informationen vor. Vielleicht hätte eine Informationsveranstaltung die Möglichkeit der Nachfrage bieten können. Die konnte aber wegen der Pandemie nicht stattfinden.
Auf einem Infoblatt des damals für Schule und Sport zuständigen Bezirksstadtrat Carsten Spallek (heute: Soziales und Bürgerdienste) wird stattdessen »zum Livestream des Schulausschusses am 12.08.2021 ab 17.30 Uhr eingeladen, bei dem das Projekt am Anfang auf der Tagesordnung steht.«
Offenbar fragte da kein Verordneter nach der Stirnseite der Sporthalle. Diese Frage stellt sich daher immer noch.
Bezirksamt darf umgestalten
»Ihre Hinweise nehme ich zum Anlass, beim Bezirksamt anzuregen, weitere Gestaltungsmöglichkeiten am Schulstandort dann in eigener Zuständigkeit in Betracht zu ziehen«, so endet das Schreiben der Senatsverwaltung.
Mit anderen Worten: Der Senat überlässt dem Bezirk großzügig das Problem und die Aufgabe, eine Lösung zu finden. In der Betroffenenvertretung des Sanierungsgebiets Nördliche Luisenstadt regen einige jetzt an, die strittige Wand zu begrünen.
Ende des kommenden Jahres soll damit begonnen werden, den Straßenraum der Adalbertstraße umzugestalten. Vielleicht kann man ja bei dieser Gelegenheit vor der Sporthalle ein Beet für Kletterpflanzen anlegen…
Quelle: „cs“ in der „ecke köpenicker No 3 Juli August 2023“
Foto oben: Ch. Eckelt