LETZTE ÄNDERUNG am Mittwoch 5. März 2025 21:47 durch BV LuiseNord
Versprochen: Wasserqualität wird besser – die Phosphatbelastung des Engelbeckens wird reduziert.
Die Wasserqualität des Engelbeckens soll sich noch in diesem Jahr 2025 deutlich verbessern. Vermutlich wird aber erst 2026 eine Erfolgskontrolle durchgeführt und ein Schlussbericht über die Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässerqualität verfasst werden können.
Bei Redaktionsschluss stand auch noch nicht zu hundert Prozent fest, mit Hilfe welchen Verfahrens das überschüssige Phosphat aus dem Kleingewässer entfernt werden soll.
Es wird kompliziert
Aber alle Informationen liefen auf eine Behandlung mit Polyaluminiumchlorid (PAC) hinaus. Das ist ein Flockungs- und Fällungsmittel, mit dem sehr unterschiedliche Arten von Schwebstoffen aus wässrigen Lösungen entfernt werden können.

Es wird seit den 1970er Jahren für die Aufbereitung von Trink- und Abwasser eingesetzt und ist als unbedenklich zertifiziert. Von der Kosmetikindustrie wird es auch in Deodorants eingesetzt, weil es die Schweißbildung hemmt.
Als Alternative stand eine Behandlung mit Lanthan zu Debatte, das auch in der Medizin zur Senkung des Phosphatspiegels im Blut eingesetzt wird, aber deutlich kostspieliger ist als PAC.
Schlamm kann bleiben
Verworfen wurde dagegen das physische Entfernen des Schlamms aus dem Engelbecken. Das wäre die weitaus teuerste Variante geworden, denn man hätte ihn in einer speziellen Deponie entsorgen müssen.
Im Volkspark Rehberge im Ortsteil Wedding werden vom Straßen- und Grünflächenamt derzeit zwei kleine Teiche (»Entenpfuhl« und »Sperlingsee«) entschlammt, die beide zusammen kaum größer sind als das Engelbecken. Das kostet rund eine Million Euro.
Durch die hohe Phosphatbelastung kann das Engelbecken insbesondere im Spätsommer leicht umkippen. Dann vermehren sich die Algen übermäßig und entziehen nachts dem Wasser den Sauerstoff. Die Fische sterben dann ab und das Gewässer verwandelt sich in eine übelriechende Brühe.
Wissenschaftliche Messreihen im Engelbecken haben aufgezeigt, dass die Belastung des Wassers mit Phosphaten und anderen Nährstoffen in den Sommermonaten steil in die Höhe schnellt, während es im Winter überwiegend im Schlamm gebunden bleibt.
Entflockung gegen Umkippen
Daher ist es sinnvoll, die Entflockung in den Sommermonaten vorzunehmen. Das dann chemisch gebundene Phosphat kann im Gewässerboden verbleiben und wird in den folgenden Sommern nicht mehr bioaktiv.
Während des Einsatzes von PAC kann sich auf der Oberfläche des Gewässers ein leichter Film bilden, der aber für Flora und Fauna unbedenklich ist.
Damit man diese Maßnahme nicht alle paar Jahre wiederholen muss, ist es darüber hinaus sinnvoll, dem Engelbecken bei Bedarf frisches, nährstofffreies Trinkwasser zuzuführen.
Denn sonst strömt dem Engelbecken ständig das in der Innenstadt recht nährstoffreiche Grundwasser zu, dessen Phosphatanteile sich dann wieder im Engelbecken anreichern würden.
Deshalb soll über die Technikkammer unterhalb der Ecke Legiendamm und Michaelkirchplatz eine Trinkwasserzufuhr errichtet werden, die an das Leitungsnetz der Berliner Wasserbetriebe angeschlossen ist.
Von diesem Technikraum aus werden die Fontänen des Beckens gesteuert, die aber nur tagsüber angeschaltet sind.
In der Nacht frisches Trinkwasser
In der Nacht soll über die Leitungen künftig frisches Trinkwasser ins Becken einfließen, was höchstens leise Geräusche verursacht, die in den Wohnungen der Umgebung kaum wahrnehmbar sein dürften.
Es wird mit einem Verbrauch von maximal 5000 Kubikmetern Frischwasser pro Jahr gerechnet. Das entspricht in etwa dem durchschnittlichen Wasserverbrauch von einhundert Personen und stellt die Berliner Wasserbetriebe vor keinerlei Probleme.

Weiterhin: Füttern verboten!
Das Füttern der Wasservögel und Fische im Engelbecken ist nicht die hauptsächliche Ursache für den gefährlichen Überschuss an Nährstoffen im Gewässer.
Eine ausführliche wissenschaftliche Untersuchung erkannte in deren Kot zwar einen belastenden Faktor, als gravierender aber bewertete sie den stetigen Zufluss von nährstoffreichem Grundwasser aus der Umgebung.
Dennoch sollte man in der Stadt keine wild lebenden Tiere füttern. Insbesondere Brot und Gebäck enthalten zu wenig Mineralien und Vitamine, dafür aber Salz, Zucker, Hefe und viele Zusatzstoffe.
Zudem quillt Brot im Magen der Tiere auf. Bei Enten und Schwänen, die sich natürlicherweise von Schnecken, Würmern, Samen und Pflanzen ernähren, führt die Fütterung oft zu Übergewicht, Organverfettung und Mangelerscheinungen.
Außerdem schadet eine Überpopulation von Wasservögeln vielerorts dem Uferbewuchs.
Das Füttern von »jagdbaren Tieren« wie Wildenten, Wildgänsen und Höckerschwänen ist in Berlin generell verboten, für den Luisenstädtischen Kanal, zu dem das Engelbecken gehört, hat der Bezirk darüber hinaus ein generelles Fütterverbot für wildlebende Tiere verhängt. Es droht ein Bußgeld von bis zu 5000 Euro.
Quelle: cs in der ecke köpenicker No 1 März 2025

Bild oben: „Bitte nicht füttern“-Erklärschild – gefunden an der Wuhle in Köpenick, gestaltet von Grundschulkindern (Foto: Archiv BV)

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