LETZTE ÄNDERUNG am Freitag 1. November 2024 16:26 durch BV LuiseNord
Die “ecke köpenicker” berichtet: “Lücken schließen. Ein Investor plant Neubauten am Engeldamm und der Ecke zur Köpenicker.”
Die Häuserreihe Engeldamm Nr. 12 bis Nr. 22 sieht aus wie die lückenhafte Vorderfront eines Gebisses: der linke Eckzahn fehlt (die Ecke Köpenicker Straße 141 /Engeldamm 12 ist eine unbebaute Brache).
Der erste Schneidezahn ist vorhanden (Engeldamm Nr. 14), daneben klafft wieder eine Lücke (Nr. 16), der dritte Schneidezahn (Nr. 18) ist vorhanden, Nr. 20 und 22 fehlen. Erst die Hausnummern 24–30, allesamt alte Wohnbauten, bilden wieder einen geschlossenen Blockrand.
Der Engeldamm bildet zugleich die östliche äußere Begrenzung des Sanierungsgebiets Nördliche Luisenstadt, die Grundstücke gehören also alle noch zum Gebiet. Zwischen der westlichen und der östlichen Straßenseite des Engeldamms, die schon zu Kreuzberg gehört, verläuft der Luisenstädtische Kanal, der längst zugeschüttet wurde und jetzt eine Grünfläche ist.
Doch lange tat sich nichts auf den brachliegenden Grundstücken, auch deshalb, weil sich unweit davon in der Köpenicker Straße 147 der Galvanik-Betrieb OTEK befindet. Bei der Galvanisierung kommen auch gefährliche Chemikalien zum Einsatz.
Nach der Seveso-III-Richtlinie der Europäischen Gemeinschaft sind solche Gefahrengut-Betriebe in der Nähe von Wohngebieten eigentlich nicht zulässig. Aber die OTEK war hier schon lange vor dem Erlass der EU-Richtlinie ansässig und genoss deshalb Bestandsschutz.
Die strengen Seveso-Richtlinien blockierten jedoch bislang den Neubau von Wohnungen in der unmittelbaren Umgebung des Betriebs. Doch nun kommt Bewegung in die Sache (siehe Beitrag hier), und auch am Engeldamm tut sich was:
Ein Investor hat einen sanierungsrechtlichen Antrag für die Bebauung der Baulücken am Engeldamm 12–22 gestellt, die in den Projektplänen als »Engelhöfe« bezeichnet werden. Dem Antrag ging ein intensiver Abstimmungsprozess zwischen dem Bezirksamt Mitte und dem Investor voraus, im Oktober wurde das Vorhaben beim monatlich tagenden Sanierungsbeirat auch der Betroffenenvertretung Nördliche Luisenstadt vorgestellt.
Geplant: Wohnungsbau mit
Gewerbeeinheiten und Freifläche
Das Bauvorhaben besteht aus drei Wohnneubauten mit 122 Wohnungen und sechs Gewerbeeinheiten im EG. Insgesamt entspreche das Bauvorhaben den Sanierungszielen des Bezirks für die Grundstücke, so das bezirkliche Stadtplanungsamt. Es erfülle die Kriterien der Blockrandschließung und einer überwiegenden Wohnnutzung am Engeldamm, ebenso entspreche die geplante gewerbliche Nutzung im Erdgeschoss, Belebung der Köpenicker Straße mit einer Erdgeschossnutzung den Sanierungszielen. Als positiv wurden zudem die geplante Mischung unterschiedlicher Wohnungsgrößen sowie die Planung einer großen Freifläche gesehen.
Die Außenanlagen sind als ein großer zusammenhängender Hof gestaltet, dort sollen diverse Spiel- und Freizeitflächen für unterschiedliche Alters- und Zielgruppen Platz finden, außerdem u.a. doppelstöckige Fahrradabstellanlagen (die Gebäude sind nicht unterkellert).
Geplant sind zudem ein überdachtes Atrium sowieso Gemeinschaftsflächen für die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner und sogenannte Pflanzregale an den Fassaden.
Die Betroffenenvertretung kritisierte insbesondere die geplante Fassadengestaltung, die sie als zu monoton bewertete, die Struktur der Einzelgrundstücke sei daran nicht mehr ablesbar. Zudem wies die Betroffenenvertretung darauf hin, dass aus der Sicht der Gebietsbevölkerung besonders Gastronomie und Nahversorgung als gewerbliche Nutzungen wünschenswert seien und auch besondere Wohnformen wie Seniorenwohnungen oder Betreutes Wohnen berücksichtigt werden sollten.
»Wohnregal« an der Ecke
Neben dem geplanten Atrium gibt es noch eine weitere Besonderheit bei dem Neubauvorhaben: Das neue Eckgebäude in der Köpenicker Straße 141/Engeldamm 12 soll in einer speziellen Bauweise errichtet werden. Das beauftragte Berliner Architekturbüro FAR frohn & rojas hat diese Bauweise bereits in Moabit erprobt, mit einem neuen Eckgebäude auf einer Brache an der Ecke Waldenser/Emdener Straße.
Das Besondere am sogenannten »Wohnregal«: Es wird aus seriell passgenau vorgefertigten Bauelementen errichtet. Mithilfe der maßgenauen Betonfertigteile wurde wöchentlich jeweils ein Geschoss fertiggestellt, der gesamte Rohbau nahm dank akribischer Vorbereitung und Vorplanung lediglich sechs Wochen in Anspruch.
Bach nur einem Jahr Planung und einem weiteren Jahr Bauzeit konnte das sechsgeschossige »Wohnregal« fertiggestellt werden. Die zunächst angesetzten Baukosten wurden bei einem Preis von 1.500 Euro pro Quadratmeter nur geringfügig überschritten. Und wegen des außenliegenden Tragwerkes lässt sich die Struktur des Gebäudes auch an künftige Nutzungen anpassen und bei Bedarf sogar erweitern.
Quelle: us in der „ecke köpenicker No 5 November Dezember 2024“
Bild oben: ..
ecke köpenicker No 5 November Dezember 2024 – Lesen/Herunterladen
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Und es gibt weitere „ecken“ in anderen Mitte-Sanierungsgebieten