Das Engelbecken bei Nacht

Engelbecken – jetzt wird’s kompliziert: Abgefischt und ­dennoch überdüngt

LETZTE ÄNDERUNG am Dienstag 4. Juni 2024 12:49 durch BV LuiseNord


Im Sommer droht das Engelbecken ­weiterhin umzukippen.
Die Wasserqualität im Engelbecken ist immer noch schlecht – obwohl der Fischbestand bereits deutlich zurückgegangen ist.

Im Auftrag des Umwelt- und Naturschutzamtes hat das Institut für angewandte Gewässerökologie im vergangenen Jahr weitere Untersuchungen durchgeführt und ein neues Gutachten erstellt.

Der Betroffenenvertretung der Nördlichen Luisenstadt und dem Bürgerverein Luisenstadt erläuterten die Experten ihre Erkenntnisse und Handlungsvorschläge Ende Februar.

Bereits im Jahr 2019 war ein umfangreiches Gutachten er ­arbeitet worden, dass aber in erster Linie einen überhöhten Fischbestand für die Überdüngung des flachen Gewässers verantwortlich machte.

Die Ausscheidungen der Fische führten danach zu einem Überangebot an Nährstoffen. Im Sommer drohte das Gewässer deshalb regelmäßig umzukippen. Damals wurde das Fischereiamt gebeten, als Sofortmaßnahme das ­Engelbecken abzufischen und durch die entnommene Biomasse den Phosphatgehalt des Gewässers zu reduzieren.

Sind die Fische schuld?
Dieser Beitrag erschien als Artikel in der aktuellen Ausgabe der Stadtteil­zeitung „ecke köpenicker. Siehe Download-Link unten
Dieser Beitrag erschien als Artikel in der aktuellen Ausgabe der Stadtteilzeitung „ecke köpenicker. Siehe Download-Link unten

Bei einer Fischbestandserfassung im Mai 2020 war der Fischbestand im Becken noch auf enorme 1,35 Tonnen eingeschätzt worden. Beim ersten Abfischen im März 2021 gingen aber nur 98 Kilo ins Netz und beim zweiten Abfischen im Oktober 2022 sogar nur fünf Kilo.

Offenbar hatte sich das Problem auf andere Weise reguliert. In einer Presseerklärung vom Oktober 2022 wurden dafür die eingesetzten Hechte, vor allem aber Kormorane verantwortlich gemacht, die sich inzwischen am Engelbecken angesiedelt hätten und von denen jeder einzelne 500 Gramm Fisch am Tag verzehren könne. Allerdings entleeren sich die Vögel auch wieder ins Engelbeckens oder an dessen Ufer, so dass das Phosphat wieder im Gewässer landet.


Am Engelbecken. Expertem empfehlen, das überschüssige Phosphat im Engelbecken chemisch auszufällen. Die Verfahren sind erprobt und bioverträglich. - Foto: Ch. Eckelt
Am Engelbecken. Expertem empfehlen, das überschüssige Phosphat im Engelbecken chemisch auszufällen. Die Verfahren sind erprobt und bioverträglich. – Foto: Ch. Eckelt

Im Jahr 2023 wurde als vorrangiges Problem abermals ein übermäßiges Angebot an gelöstem Phosphat identifiziert.

Ist das Grundwasser schuld?

Das Becken, so erklärten die Experten der Betroffenenvertretung, sei flach und verfüge über relativ wenig Wasservolumen. In den Sommermonaten ist der Regeneintrag gering und Wasser verdunstet. Der Wasserpegel sinkt. Dann fließt nährstoffreiches Grund- und Schichtenwasser aus der Umgebung ein, so dass sich die Nährstoffe anreichern.

Auf dem Boden des Beckens lagert sich in den Sedimenten Phosphat ab. Bei steigenden Wassertemperaturen steigt der Phosphatgehalt durch mikrobielle Abbauprozesse. Damit wird dem Wasser Sauerstoff entzogen.

Die Experten empfehlen anders als 2019 aber nicht mehr die massive Entnahme von Biomasse in Form von Fischen. Jetzt raten sie dazu, das überschüssige Phosphat aus dem Wasser auszufällen und chemisch zu binden.

Phosphat muss raus

Dazu gebe es zwei erprobte und bioverträgliche Verfahren (Lanthan oder Polyaluminiumchlorid), die auch in Kläranlagen angewendet werden. Dabei werde das Phosphat langfristig den biologischen Kreisläufen entzogen, obwohl es im Schlamm verbleibt.

Alternativ kann man natürlich auch den Schlamm aus dem Becken entfernen. Man müsste ihn dann aber als Sondermüll entsorgen, was extrem kostspielig sei.

Man hört die Nachbarn schon jammern

Als ergänzende Maßnahmen regen die Fachleute an, den Wasserspiegel im Engelbecken regelmäßig mit nährstoffarmem Wasser aufzufüllen, wozu auch Trinkwasser geeignet sei. Dann sorgt der Wasserdruck im Gewässer dafür, dass weniger Grundwasser nachfliesst und der Nährstoffgehalt nicht weiter angereichert wird.

Denkbar wäre auch eine Belüftung des Wassers in Sommernächten, um den Sauerstoffgehalt des Wassers zu steigern. Das

Plätschern dieser Anlage führt aber unter Umständen zu Konflikten mit der Nachbarschaft.

Die Betroffenenvertretung und die Vertreterinnen und Vertreter des Bürgervereins Luisenstadt erhoben keine Einwände gegen den geschilderten Verfahrensvorschlag.

Quelle: “cs” in der „ecke köpenicker No 2 April Mai 2024“

Foto oben: Archiv BV

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