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![Bär ohne im Morast - Foto: F. Hennig](https://i0.wp.com/www.Luise-Nord.de/wp-content/uploads/2025/01/Baer_im_Morast.png.jpg?resize=200%2C249&ssl=1)
Berlin war von 1683 bis 1740 eine Festung mit allem, was dazugehört. Ein Sandwall wurden dafür aufgeschüttet, dadurch entstand davor ein Graben. Der Graben wurde geflutet und fertig war der Festungsgraben.
Dahinter waren 13 Bastionen, die pfeilförmig weit aus den Festungsmauern herausragten. Der Schaft eines solchen Pfeils hieß Flanke. Die beiden vorderen Seiten einer Bastion, Facen genannt, liefen im Bastionswinkel zusammen, dem Saillant.
Die Berliner Festung und sein Graben sind sehr typische Bauwerke für die spätere deutsche Hauptstadt, da sie teuer und sinnlos waren.
![Dieser Beitrag erschien als Artikel in der aktuellen Ausgabe der Stadtteilzeitung](https://i0.wp.com/www.Luise-Nord.de/wp-content/uploads/2023/04/BV_Logo_wide-70.jpg?resize=70%2C53&ssl=1)
Die Festung um Berlin und Cölln schützte die Doppelstadt kein einziges Mal vor Feinden und war schon während des Baus veraltet. Die fertiggestellte Festung war ausschließlich ein Verkehrshindernis.
Erst Ende des 19. Jahrhunderts bekam wenigstens der östliche Teil des Festungsgrabens einen Sinn: Bis heute dient er, zugeschüttet und mit der S-Bahn-Trasse bebaut, dem öffentlichen Personenverkehr.
Der heutige Köllnische Park ist die einstige Bastion VII dieser Festung.
Wo genau verlief der Festungsgraben?
Von der Spree folgte er der Straße Am Köllnischen Park und erreichte an der jetzigen Rungestraße die Pfeilspitze.
Der Graben verbreiterte sich der Rungestraße nach rechts folgend bis zur Neuen Jakobstraße.
Durch die Bastionen zu einem Zickzack-Kurs gezwungen, verlief das Gewässer zwischen der heutigen Wall- sowie der Alten und der Neuen Jakobstraße.
Bis zum Festungsbau war das Gelände nur ein Sumpf und der machte es den Bauherren nicht einfach. Erst ganz zuletzt 1687 wurde die Bastion VII, das »Bollwerk im Morast«, fertiggestellt.
Zwischen dieser und Bastion VI an der Neuen Rossstraße verlief der acht Meter hohe und sechs Meter dicke Festungswall, nördlich des Grabens und südlich der heutigen Wallstraße.
Der östliche Teil des Geländes dieses Festungswalls, vom heutigen Bärenzwinger bis zur Berliner Musikschule, wurde später Teil des Köllnischen Parks. Erst durch den Festungsbau und den Graben wurde der Morast trockengelegt.
Zwei Namen für dieses Gewässer lassen ahnen, dass es nicht so idyllisch war, wie es auf Stichen, Zeichnungen und Photographien aussieht. Es wurde der »Grüne Graben« wegen der Entengrütze und den giftgrünen Algen genannt oder auch der »Faule Graben« wegen des Geruchs und der fehlenden Strömung.
Der Graben trennte die Festung und die Cöllner Vorstädte, die spätere Luisenstadt.
Steht noch etwas von der Berliner Festungsanlage?
Ja, es ist ein Bär und wer nun denkt, es müsste eine Statue des Berliner Wappentieres sein, liegt falsch. Denn der Wusterhausener Bär ist ein Wasserbär und kein Tier, sondern ein Dammbauwerk, ein Wehr. Es diente der Festung Berlin zur Regulierung des Wasserstandes im Festungsgraben.
Dieser Bär steht heute im Köllnischen Park und zwar nur 150 Meter vom originalen Standort inmitten des einstigen Festungsgrabens entfernt.
Das Märkische Museum ist seit 2023 wegen Umbaus und umfassender Sanierungsmaßnahmen geschlossen. Aber das Freilichtmuseum Köllnischer Park bleibt offen und es ist ein bemerkenswertes Stück Geschichte.
Eine Holländer-Windmühle im Köllnischen Park
Auf seinem Gelände befanden sich, nach der Festungszeit, unter anderem eine Holländer-Windmühle samt Müllerhaus, die Berlins erster Zuckersiederei weichen musste, die wiederum später als Blätter-Magazin der Tabakadministration genutzt wurde und noch später als Arbeits- und Irrenhaus.
Es gab ein Waschhaus, einen Eiskeller, ein Lazarett, die Freimaurerloge Aux trois globes mit Tempel und eine Kattunbleiche.
Auf einem Plan von 1870 findet man den wohl ersten Kinderspielplatz Berlins auf dem ehemaligen Tempelhügel des Logengartens.
Thut’s nicht! Thut’s nicht!
1878 veröffentlichte die Zeitschrift Kladderadatsch ein Gedicht an den Verein für die Geschichte Berlins, in dem der Ich-Erzähler vor sich selbst warnt.
Dieser Erzähler ist der Berliner Festungsgraben und Hintergrund ist eine geplante Bootspartie auf ihm:
»Thut’s nicht! Thut’s nicht! Ihr Herrn, bewahrt / Eu’r Leben vor der wüsten Fahrt! / Seid folgsam meinem Winke! / Wer steht euch für die Wiederkehr? / Ihr wißt, ihr Herrn, noch nicht, wie sehr / ich dufte, dufte, dufte! / Wollt schätzbar Material ihr ziehn / für die Geschichte von Berlin / aus meinen trüben Wogen? / Werft nicht zu tief die Netze! Wißt: /Was nur bei mir zu finden, ist / Erstunken und erlogen.«
Der Spitzname dieses unüberriechbaren Gewässers war wie gesagt »Grüner Graben«, aber Friedrich Wilhelm IV. schrieb auch Briefe »An die Prinzessin Luise, wohnhaft am stinkerigen Graben«.
Quelle: Falko Hennig in der ecke köpenicker No 6 Dezember 2024 Januar 2025
Bild oben: Bär im Köllnischen Park – ohne Morast. – Foto: F. Hennig
ecke köpenicker No 6 Dezember 2024 Januar 2025 – Lesen/Herunterladen
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