Köpi bleibt - 2025 (Foto: Ch. Eckelt)

Keine Räumung bis 2037? Die Köpi bleibt weiter die Köpi

LETZTE ÄNDERUNG am Montag 27. Januar 2025 22:15 durch BV LuiseNord


Das Landgericht Berlin hat kürzlich die Räumungsklage der Eigentümerin gegen die Köpi abgewiesen.

Die Vorgeschichte: Im Juni des letzten Jahres hatte die Eigentümerin des Grundstücks, die Startezia GmbH, den Bewohnern des Hausprojekts Köpi fristlos gekündigt.

Deren Mietvertrag läuft noch bis zum Jahr 2037. Die fristlose Kündigung begründete die Startezia GmbH mit angeblicher »akuter Einsturzgefahr« des Altbaus an der Köpenicker Straße, der Hausverein habe zudem seine Erhaltungspflicht verletzt und notwendige Instandsetzungsarbeiten nicht ausgeführt.

Die Bewohner bestritten diese Vorwürfe und verweigerten den Auszug. Deshalb strengte die Startezia die Räumungsklage an, die nun scheiterte:

Dieser Beitrag erschien als Artikel in der aktuellen Ausgabe der Stadtteilzeitung
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Die fristlose Kündigung vom Juni 2023 sei schon deshalb nicht wirksam, urteilte der zuständige Richter am Landgericht, weil die Eigentümerin den Hausbewohnern keine Frist zur Mängelbehebung eingeräumt hatte.

Aber auch die angebliche Einsturzgefahr war für ihn nicht plausibel belegt hierfür gebe es keinerlei sachkundige Aussagen.

Der Anwalt des Hausvereins, Moritz Heusinger, hatte zuvor sämtliche Vorwürfe der Eigentümerin zurückgewiesen. Gutachten belegten, dass das Haus »definitiv nicht einsturzgefährdet« sei, sagte er. Zudem schließe der Mietvertrag von 2008 eine etwaige Kündigung wegen baulicher Mängel explizit aus.

Der Gegenseite warf Heusinger vor, die Einsturzgefährdung nur vorzutäuschen, um das Gebäude abreißen zu können der Eigentümerin gehe es nur ums Geld. Der Verdacht liegt nahe, denn Baugrundstücke in dieser Lage erzielen bekanntlich Spitzenpreise.

Eine ähnliche Vermutung drängte sich wohl auch dem zu-ständigen Richter auf. Er habe eher den Eindruck, sagte er in der Verhandlung, »dass die Klägerin das Grundstück freibekommen will, womöglich um es gemeinsam mit dem Nachbargrundstück zu bebauen«.

Die Auseinandersetzung um die Köpi 137 hat eine lange Vorgeschichte: Das Haus in der Köpenicker Straße stand nach dem Mauerfall leer und wurde im Februar 1990 wie auch andere Häuser in Ostberlin besetzt. Später erhielten etliche der Hausbesetzer, die sich teils in Hausvereinen organisiert hatten, ordentliche Mietverträge.

Die Bewohner der Köpi 137 konnten 2008 als Hausverein einen Mietvertrag für 30 Jahre aushandeln. Im Lauf der Jahre wurde die Immobilie mehrfach verkauft, seit 2013 gehört es der Startezia GmbH.

Das unmittelbar benachbarte Grundstück, auf dem sich bis vor drei Jahren eine Wagenburg befand, gehört der Sanus AG, die das Areal im Spätherbst 2021 mit Hilfe eines gewaltigen Polizeiaufgebots räumen ließ, angeblich, weil die Sanus AG nun dort bauen wollte.

Doch von einem Bau ist bis heute nichts zu sehen, die Sanus AG ließ lediglich das Grundstück räumen und setzte Bagger ein, die so die Bewohner der Köpi mehrfach absichtlich auch gegen die Außenwände des Nachbargebäudes, also der Köpenicker 137 fuhren.

Denn ob Sanus AG, Startezia GmbH oder die insolvente »Novum Köpenicker Straße 133 138 GmbH & Co. KG«, die beide Grundstücke zuvor besaß, alle gehören zu einem einzigen Firmengeflecht, hinter dem der höchst umstrittene Unternehmer Siegfried Nehls steht:

Auf der Internetseite north data sind unter dem Namen des Berliner Unternehmers siebzehn unterschiedliche Firmen aufgelistet. Auf der Website der Sanus AG heißt es: »SANUS transformiert Berlin zur Best-Lage und schafft qualitätsvollen Wohnraum. Mit strategischer Arbeit, die bereits vor der Projektentwicklung beginnt.«

Das ist in diesem Fall wohl wörtlich zu verstehen. Wer einen Blick auf Nehls’ eigene Website wirft, findet unter dem Link www.Torial.com/siegfried.nehls/portfolio/468932 folgende, möglicherweise von ihm selbst verfasste Eloge, in der es wörtlich heißt:

»Auch wenn Unternehmen natürlich in erster Linie die Aufgabe haben, Gewinne zu erwirtschaften, so lässt sich Siegfried Nehls oft auch von Idealismus leiten lassen. ( ) Besonders bei den Altbau-sanierungen durch die SANUS AG lässt sich der Idealismus erkennen. ( ) Siegfried Nehls ist der Auffassung, dass eine Stadt, die sich einem so großen Wandel unterzieht, unbedingt ihre Traditionen erhalten sollte auch Berlin. Darum ist ihm auch kein Aufwand zu groß, um alte Bausubstanz zu erhalten.«

Mal schauen, wann wieder ein Bagger gegen die Köpi 137 rammt rein zufällig, versteht sich.

Quelle: us in der ecke köpenicker No 6 Dezember 2024 Januar 2025

Bild oben: Brandwand der Köpi 2025 (Foto: Ch. Eckelt)

Mehr hier im Blog zum Schlagwort Köpi

Oft down – der Server der Köpi mit der Website Koepi137.net

Die Köpi-Story bei Wikipedia: de.Wikipedia.org/wiki/Köpi


ecke köpenicker No 6 Dezember 2024 Januar 2025 – Lesen/Herunterladen

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Und es gibt weitere ecken in anderen Mitte-Sanierungsgebieten


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