LETZTE ÄNDERUNG am Samstag 1. Juli 2023 18:05 durch BV LuiseNord
Volker Hobrack, Sprecher unserer Betroffenenvertretung und aktives Mitglied im Bürgerverein Luisenstadt, war natürlich bei der Langen Nacht der Unterwelten 2023 dabei und besichtigte gemeinsam mit vielen anderen Neugierigen die erst kürzlich geöffnete Bunkeranlage unter der Dresdner Straße.
Volker schreibt uns diesen Bericht:
“Zur Langen Nacht der Berliner Unterwelten am Sonnabend 24. Juni 2023 erhalte ich eine persönliche Einladung vom Vereinsvorsitzenden.
Wir kennen uns seit über 20 Jahren von verschiedenen Denkmal- und Erinnerungsprojekten. 2013 hat der Bürgerverein Luisenstadt den Verein Berliner Unterwelten gegenüber dem Berliner Senat unterstützt, die gesamte unterirdische Anlage übernehmen und betreuen zu können.
Leider vergeblich, denn ein Tel der Anlage wurde verfüllt und ein weiterer Teil nicht instand gesetzt. Dabei ging damals und heute wieder die Initiative zur Herrichtung und zur Begehbarkeit durch die Öffentlichkeit von diesen agilen Unterweltfreunden aus.
Der Abstieg
Eine wartende Personenschar von ca. 30 Leuten wird an der Einstiegsluke mit Bauhelmen versorgt und einzeln eingelassen. Eine Stahltreppe führt in die Tiefe und an der engsten Stelle braucht man den Helm.
Unten wieder eine Begrüßung durch die Vereinsmitglieder mit ihren gelben Westen. Der Helm wird gegen eine Taschenlampe getauscht und zur Orientierung werden freundliche Hinweise gegeben.
Alles ist gut vorbereitet, Tafeln informieren über den Standort, den Lageplan und die Geschichte der Anlage.
Gebaut in den 20er Jahren als vorgesehene U-Bahnstrecke Nord-Süd, dann doch nicht im Abschnitte der Dresdener Straße als Verkehrsstrecke ausgebaut (eine Streckenänderung auf Wunsch des Wertheim-Kaufhauses am Moritzplatz).
Die U8 fährt durch
Ich wende mich zuerst im U-Bahntunnelbereich nach links und komme nach 2 Minuten an ein nagelneues Gitter, das den Zugang zum U8-Tunnel versperrt. Hier dröhnt die vorbeifahrende U-Bahn. Als Tunnelbesucher soll ich mit meiner Taschenlampe nicht die vorbeifahrenden Fahrgäste irritieren.
In entgegengesetzter Richtung zurück und vorbei an der Einstiegstreppe gelange ich nach einer großen Querwand in den engen Gang des früheren Bunkers. Hier herrscht Enge, muffiger Kellergeruch, Feuchtigkeit unter den Schuhen und Keller-Beleuchtung aller paar Meter.
Der Schutzbunker
An diesem Gang sind nacheinander einige Dutzend Kammern angeordnet als Schutzräume für Familien vor den Bomben: Größe 1,5 m breit, ca. 2,5 m lang und etwas über 2 m hoch, sonst nichts als glatte Betonwände.
Die frühere Ausstattung und Installation ist nicht mehr vorhanden und nur wenige Räume sind größer. Die Toilettenanlage sind mit den abgeschnittenen Rohren noch erkennbar, ebenso die Luftschleusen.
Es beschleicht einen ein gruseliges Gefühl bei der Vorstellung, wie sich hier im Krieg die Leute gedrängt haben, ängstlich und genervt waren von den täglichen Bombenangriffen.
Eingebaut wurden die Bunkerräume in den Kriegsjahren 1941 bis 1943. Sie sollten für 3000 Anwohner als Schutzräume dienen. Einzelne Hinweisschilder aus den Kriegsjahren geben Zeugnis ab von dieser dunklen Zeit.
Hier war an der Grenze Schluss
An einer großen Wand ist dann Schluss mit der Erkundung. Sie wurde 1961 eingebaut direkt unter der oberirdischen Mauergrenze. Auch hier unten wurde die Grenze gesichert gegen Fluchtversuche. Nur durch ein Guckloch kann man leuchten und erkennen, dass Wasser in den nachfolgenden Räumen steht und ein Weitergehen verhindert. Ein Posten des Unterweltenvereins erklärt die örtliche Situation.
Zurück zur Einstiegstreppe. Es kommen immer noch angemeldete Besucher. Ich bedanke mich für die Einladung und lobe die vorbildliche Organisation.
Volker Hobrack”
Bild oben: Screenshot aus einer rbb Kurzreportage, zu sehen in unserem Beitrag „#ZelleBerlin – Der Tunnelbunker unter der Dresdner Straße”
Siehe auch unseren Beitrag
„Das rbb Heimatjournal in der Dresdner Straße (2022)“
Und das Video
„Berlin von unten – der verschwundene U-Bahnhof unter der Dresdner Straße“
Auf der Website des Bürgervereins Luisenstadt:
„Verschwundene Orte in der Luisenstadt: Der U-Bahnhof unter der Dresdener Straße“
„U-Bhf. Tunnel in der Dresdener Straße wird zugeschüttet“
Wir haben am 25. April 2013 (!) noch Fotos machen dürfen:
Oder: „130425 Verschwundener U-Bhf Dresdner Straße“
Fotos: Archiv BV
Und: www.Berliner-Unterwelten.de