LETZTE ÄNDERUNG am Freitag 8. Oktober 2021 22:42 durch BV LuiseNord
Auf dem Areal des Postfuhramts erfolgen die ersten Abrisse
Auf dem Areal des ehemaligen Postuhramts beginnen derzeit (Sommer 2021) die bauvorbereitenden Arbeiten.
Wie in der letzten ecke-Ausgabe berichtet, plant hier ein irischer Investor ein umfangreiches Bauvorhaben unter teilweiser Einbeziehung der historischen Substanz.
Die künftige Mischnutzung aus Wohnungen, Büros sowie Einzelhandels-, Gastronomie- und Kultureinrichtungen wird ergänzt mit einer Kita mit 45 Betreuungsplätzen.
Die imposante Generatorenhalle soll aufgestockt und künftig für Gewerbe, Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt werden.
Mit dem Bau kommen allerdings auch erhebliche Belastungen auf die Nachbarschaft zu, denn zahlreiche Bau- und Erneuerungsmaßnahmen sind notwendig:
Vorgesehen sind der Abriss von vier Fahrzeughallen und mehreren Remisen sowie die Sanierung bzw. der Wiederaufbau von drei historischen Gebäuden und die Errichtung von sechs neuen Wohn- und Geschäftshäusern, u.a. eine geschlossene Bebauung an der Köpenicker Straße 131-132. Deshalb hatte es im Vorfeld Sorgen gegeben, dass die angrenzenden Bauten Schaden nehmen könnten – durch Risse, Absenkungen u. ä. Schließlich befindet sich der Block auf nicht ganz unkompliziertem Grund.
Deshalb sollten im Vorfeld eventuell notwendige Sicherungsmaßnahmen geprüft und sogenannte Beweissicherungen an den Häusern der Umgebung durchgeführt werden.
Bereits Anfang Juni 2021 hatte eine Ortsbesichtigung stattgefunden.
Mitte Juni folgte dann wie versprochen und angekündigt eine Anwohnerversammlung vor der Melchiorstraße 9, am Eingang der zukünftigen Baustelle.
Etwa 100 Anwohner waren gekommen, um sich im Gespräch mit dem zuständigen Architekten und dem Ingenieur zu informieren und kritische Fragen zu stellen, an denen es nicht mangelte. Kritisiert wurde auch, dass die anberaumten Beweissicherungsverfahren an den Bestandshäusern so kurzfristig erfolgen, was mit Blick auf die anstehende Urlaubssaison problematisch sei.
Auch eine ungenehmigte Abholz-Aktion am 12. Juni wurde kritisiert – normalerweise dürfen Fällungen nur in den Herbst- und Wintermonaten zwischen Oktober und März vorgenommen werden, um die Brut- und Nistperiode nicht zu stören. Dafür entschuldigten sich die Investorenvertreter.
Die Anwohner forderten, dass die Abrissarbeiten erst dann beginnen, wenn die Beweissicherungen abgeschlossen sind.
Zudem wurde seitens des Architekten versprochen, dass beim Abriss der begrenzenden Grundstücksmauern und Einfriedungen versucht werde, die Bauten bis auf 2 m Höhe stehen zu lassen, um den Belästigungsgrad für die Nachbarschaft etwas zu mindern.
Doch nun, zwei Monate später, gibt es neue Konflikte zwischen Anwohnern und der Bauleitung am Postfuhramt.
In der Melchiorstraße 8 etwa sorgt man sich um den Bestand zweier alter und großer Eichen, die für die Kranaufstellung stark zurückgeschnitten werden sollen. Erfolgt das nicht sachgerecht, könnte dies das Ende der Bäume bedeuten.
Und auch vorzeitige Abrisse sorgen für Ärger. Offenbar, so die Vermutung von Anwohnern, gebe es auch Kommunikationsprobleme zwischen den Auftraggebern der Arbeiten und der bauausführenden Firma.
Die Bauzeit wird mit vier Jahren veranschlagt. Und noch handelt es sich nur um die ersten Bauvorbereitungen.
Auf die Anwohner kommen also noch lange unruhige Zeiten zu, und mit weiteren Konflikten wird wohl zu rechnen sein.
Abbildung oben: Ausriss aus “ecke No 4 2021” mit Foto von Ch. Eckelt
Das Postfuhramt im Film
Aus aktuellem Anlass ist ein sehr schöner Film produziert worden, der das aktuelle Bauvorhaben vorstellt und die Geschichte des historischen Ortes erzählt.
Kurz bevor die ersten Baumaßnahmen begannen, wurden von den Berliner Filmemachern Carsten Heider und Thorsten Pengel spannende Einblicke des heutigen Zustandes festgehalten.
Der Sanierungsbeauftragte (KoSP) skizziert gemeinsam mit den Architekten die zukünftige Wiederbelebung des Areals, und der Bürgerverein Luisenstadt berichtet von der einst größten Akkuladestation Europas. Hier starteten bereits in den 1920er Jahren die Elektroautos des Postbetriebes.
Faszinierend ist die Vielzahl historischer Aufnahmen und Dokumente, die die Filmemacher hier versammeln und die in dieser Fülle die große historische Bedeutung des Ortes noch einmal sinnlich erfahrbar machen.
Der 12-minütige Film entstand im Juli 2021 im Auftrag des Bezirksamtes Mitte von Berlin.
Mehr über die genannte Filmdokumentation hier in unserem Beitrag:
“BEZIRKSAMT MITTE PRÄSENTIERT: DIE EINST GRÖSSTE AKKULADESTATION EUROPAS WAR DAS POSTFUHRAMT”