LETZTE ÄNDERUNG am Donnerstag 13. April 2023 15:07 durch BV LuiseNord
Der folgende Beitrag erschien als Artikel bereits im März 2022 in der Stadtteilzeitung „ecke köpenicker Nr. 2 April Mai 2022“.
Der geplante Grünzug nimmt konkretere Gestalt an
Bei der Umgestaltung der Michaelkirchstraße ist Klimaanpassung ein wichtiges Motiv
Die Planungen für die Gestaltung eines Grünzugs entlang der Michaelkirchstraße nehmen allmählich konkretere Gestalt an.
Nach zwei Stufen der öffentlichen Beteiligung – einem “Online-Spaziergang” im April 2021 sowie einem Workshop im Oktober letzten Jahres, an dem man sich auch über die Online-Plattform berlin.de beteiligen konnte – hatte die beauftragten Planungsbüros bgmr Landschaftsarchitekten und Gruppe planwerk viele Ideen, Anregungen und Wünsche von Anwohnerinnen und Anwohnern mitgenommen, um sie in die weitere Planung einfließen zu lassen.
Siehe auch: “Vorschläge der AG Stadtentwicklung / Verkehr des Bürgervereins Luisenstadt e.V.” auf der Projekt- und Mitbeteiligungsseite mein.Berlin.de/..
Ende März 2022 wurde der Betroffenenvertretung Nördliche Luisenstadt und anderen Interessierten die Ergebnisse des Planungskonzepts präsentiert.
Wie berichtet, soll die Michaelkirchstraße zwischen Michaelkirchplatz und Köpenicker Straße zu einem verkehrsberuhigten Grünzug mit hoher ökologischer und auch Aufenthaltsqualität umgestaltet werden.
Dabei werden im Konzept vier Teilbereiche unterschieden: erstens eine Fläche am Kreuzungsbereich Köpenicker/Michaelkirchstraße, die im Konzept “Lilienthalplatz GUSTAV + OTTO” genannt wird, zweitens der Straßenraum Michaelkirchstraße (“Michaelpromenade”), drittens der Grünraum Michaelkirchstraße (“Michaelgarten”) und viertens der Michaelkirchplatz.
Links und rechts der Straße stehen 10-12-geschossige Wohnscheiben.
Ein auch historisch wichtiger örtlicher Bezugsort ist die denkmalgeschützte Michaelkirche samt Vorplatz.
Überörtlich stellt der Tiergartenring einen Bezugsrahmen dar, ein grüner Hauptweg Berlins von der Spree über die Michaelkirchstraße entlang des ehemaligen Luisenstädtischen Kanals Richtung Oranienplatz.
Leitbild Blue – Green – Cool
Bei den Planungen galt es auch, bereits bestehende Vorhaben und Konzepte zu berücksichtigen, beispielsweise die Verkehrsplanung des Senats mit seinem Radverkehrsplan sowie des Nachbarbezirks Friedrichshain-Kreuzberg, aber auch das Bauvorhaben der WBM:
Denn die Wohnungsbaugesellschaft plant an der Michaelkirchstraße Ecke Köpenicker ein 12-geschossiges Hochhaus neben dreigeschossigen Flachbauten entlang der Köpenicker.
In dem neu entstehenden Quartier soll auch an Otto und Gustav Lilienthal erinnert werden.
Die Berolina eG wiederum plant einen Neubau an der nordwestlichen Ecke des Michaelkirchplatzes.
Und zu berücksichtigen sind natürlich auch Gegebenheiten wie die vorhandene Vegetation, die im Bereich verlaufenden Leitungssysteme, das Straßenprofil und die Anforderungen der Feuerwehr für Zufahrten und Anleiterungen.
Das Leitbild für die künftige Entwicklung der Michaelkirchstraße soll – mit Blick auf die Notwendigkeiten der Klimaanpassung – die “blaugrüne Infrastruktur” sein.
“Blue” steht dabei für die “wassersensible” Gestaltung von Straßenräumen, denn bei Starkregen kommt es oft zur Überforderung der Kanalisation.
“Green” steht für mehr Aufenthaltsqualität im Straßenraum und
“Cool” für die Unterstützung der Hitzevorsorge durch Verdunstung und Verschattung.
Die Stärken der Michaelkirchstraße liegen in den grünen Potenzialen und dem historischen Bezug zur Michaelkirche.
Die Grundzüge des Konzepts sehen folgendes vor: – Der breite Grünraum fungiert als “Michaelgarten” und die Straße wird zur blaugrünen Promenade. – Die Straßensanierung orientiert sich nicht nur an den Bedürfnissen des Autoverkehrs, sondern rückt den Fuß- und Radverkehr in den Fokus.
Über Versickerungsflächen soll stärker auf naturnahe Regenwasserbewirtschaftung orientiert werden.
Auf dem Michaelkirchplatz werden Parkplatzflächen oder Fahrbahnen zu Aufenthaltsorten und bieten Raum für Freizeitnutzungen und Kommunikation. – Der Gedenkort für Gustav + Otto Lilienthal begrenzt die Michaelpromenade im Norden.
Streitpunkt Parkplätze
Auf dem Workshop im Oktober hatten die Planerinnen und Planer drei Gestaltungsvarianten vorgestellt.
Nach ausführlicher Diskussion ergab sich folgendes Bild:
Allgemeiner Konsens waren die Baumreihe auf der Ostseite, das Ziel, den Fremdverkehr so weit wie möglich aus der Straße herauszuhalten, der Weiterbestand der Parkraumbewirtschaftung sowie der Wunsch, eher Grünflächen als Spielplatzflächen in der Straße zu planen.
Dissens bestand dagegen erwartungsgemäß bei den Parkplätzen:
Für manche Anwohner hatten Parkplätze oberste Priorität. Andere wiederum sehen in dem Umbau auch die Chance einer klimafreundlichen Gestaltung und mehr Aufenthaltsqualität.
Schließlich fiel die Entscheidung für die Variante 3 mit dem Titel “Klimaangepasste Straße für alle” als Vorzugsvariante.
Sie wurde allerdings modifiziert: Mehr Parkplätze sollen erhalten bleiben, um eine höhere Akzeptanz für die Umgestaltung zu erreichen. In der nun weiterentwickelten Variante wird die Fahrbahn von 9 m auf 6 m reduziert, im Plangebiet würde sich die Zahl der Parkplätze um etwa die Hälfte verringern.
Die Michaelkirchstraße soll zur Fahrradstraße mit dem Zusatzschild “Anlieger frei” werden, was den Fremdverkehr ausschließt. Auf der Ostseite ist eine durchgehende Baumreihe vorgesehen, Versickerungsmulden werden beidseits der Fahrbahn angelegt.
In der Mitte der Straße soll es eine Querungshilfe mit taktilem Leitsystem für Fußgänger geben.
Vorgesehen sind weiterhin Fahrradstellplätze, Bänke, ein öffentlicher Grünstreifen entlang des Michaelgartens zur Versickerung des Regenwassers auf der Westseite sowie die Erneuerung der Beleuchtung, z .T. mit E-Ladestationen.
Der Lilienthal-Platz “Gustav + Otto” soll als städtischer Platz zum Verweilen und Flanieren einladen.
Informationen über den Flugpionier Otto Lilienthal und dessen Bruder Gustav könnten auf Ausstellungsflächen vermittelt werden.
Der Platz soll einen einheitlichen versickerungsfähigen Pflasterbelag erhalten und mit Fahrradstellplätzen zur Ergänzung des Mobilitätsangebotes ausgestattet werden.
Für den Lindenhain werden außerdem die Sanierung des Tennenbelags, Holzpodeste zum Treffen und Spielen sowie kleine Fitnessgeräte vorgeschlagen.
Der “Michaelgarten” wird zum Naturgarten. Vegetationsflächen, z.B. Blühwiesen gliedern den Garten, Mieterbeete und Spielgeräte ergänzen das Angebot, freilich nur dort, wo sie nicht störend wirken.
Zum Umgang mit den Bäumen und den notwendigen Feuerwehraufstellflächen sind noch Abstimmungen mit der Feuerwehr und der Berolina eG notwendig.
Am Michaelkirchplatz schließlich wird vorgeschlagen, die Melchiorstraße im Bereich der Sechseck-Insel für den motorisierten Autoverkehr zugunsten von Aufenthaltsangeboten zu schließen.
Zu berücksichtigen sind insbesondere hier auch die Auflagen der Denkmalpflege, etwa, dass “bodennahe Angebote” an diesem Ort eine von Höhe von 50 cm nicht überschreiten sollen.
Das Fahrradfahren bleibt erlaubt, für die bezirksübergreifende Nord-Süd-Fahrradroute auch in beide Richtungen.
Wie geht es jetzt weiter?
Nach der Kommunikation der bisherigen Planungsergebnisse mit weiteren Beteiligten ist ein Beschluss des Bezirksamts Mitte zur Realisierung der Umgestaltung notwendig. Dann würde die Feinabstimmung mit Anrainerinnen und Anrainern und auf dieser Basis schließlich die konkrete Ausführungsplanung erfolgen.
Natürlich muss auch die Finanzierung noch sichergestellt werden, d. h., das Vorhaben muss in die Programmplanung für das Fördergebiet aufgenommen werden. Erst danach können die Bauleistungen ausgeschrieben und die Planungen umgesetzt werden.
Die Ergebnisse können auf der Plattform “meinberlin.de” unter “Planungskonzept Grünzug Michaelkirchstraße” eingesehen werden.
Die Simulation der bevorzugten Variante „Klimaangepasste Straße für alle“ hier noch einmal in der Großansicht – einfach darauf klicken:
Quelle Illustrationen/Text: “us” in der “ecke köpenicker No. 2 April Mai 2022”
Mehr: Michaelkirchstraße wird Grünzug – so der Plan
Stichwort: Michaelkirchstraße